Alle mit im Boot
InvestitionsförderungWind, Wasser und Wellen – das nasse Element ist in der Familie Stamann allgegenwärtig. Vater Thomas ist ehemaliger Seebär und Bootsbauer, Tochter Judith begeisterte Wassersportlerin und Sohn Andreas mit dem eigenen Boot unterwegs.
Allen wurde die Liebe zur See in die Wiege gelegt. Ebenso wie ein Geschick für den Handel: 1989 gründete Thomas Stamann den „SVB Spezialversand“ für technisches Bootszubehör. Mehr als dreißig Jahre später ist neben seiner Frau auch der Nachwuchs im Unternehmen aktiv – und setzt dort seine ganz eigenen Akzente.
Eine gemeinsame (Wasser-)Linie finden
Im Büro ist die Familie mittlerweile ein eingespieltes Team. Das war aber nicht immer so: „Als Judith 2014 von ihrem Marketingjob in Paris ins Unternehmen einstieg, sagte sie als erstes: ‚Papa, wir müssen alles ganz anders machen!‘“, erinnert sich Gründer Thomas Stamann mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
Ganz anders machten sie es dann nicht – ein wenig jedoch schon. Judith Stamann kümmerte sich zunächst um den wachsenden Auslandsmarkt, den Versandhandel in Wassersportnationen wie Frankreich und Italien. Das gab ihr die Chance, mit eigenem Team ihren Weg im Unternehmen zu gehen und gleichzeitig in die bisherige Struktur hineinzuwachsen. „Wir kämpfen zu viert gegeneinander und miteinander!“, sagt Judith Stamann lachend dazu. „Es ist viel Arbeit und Schweiß, aber mittlerweile bleiben wir dabei ganz entspannt.“
Anlaufstelle: Die Welt
Eine Eigenschaft, die sie von ihrem Vater geerbt hat. Nach dreißig Jahren im Versandhandel kennt Thomas Stamann seine Kunden und weiß, wie er sie kriegt: mit besten Service. „Wir senden direkt bis aufs Boot, egal in welchen Hafen, weltweit. Sollte bei einer Weltumsegelung etwas ausfallen, können wir es problemlos liefern, es gibt nichts, was wir nicht beschaffen können“, versichert er.
Auch deshalb hat das Unternehmen ein viersprachiges, internationales Verkaufsteam aufgebaut. 30 der insgesamt 100 Beschäftigten kümmern sich um alle Sorgen, Nöte und Wünsche von Wassersportfans weit über das Verkaufsgespräch hinaus – im Team arbeiten erfahrene Technikerinnen und Techniker, die sich mit der Materie auskennen und gerne ihre Tipps und Tricks weitergeben oder bei Fragen beraten. Nicht nur am Telefon: Am Stammsitz in Bremen betreibt das Unternehmen ein Ladengeschäft, in dem auf 800 Quadratmetern ein Teil der 25.000 Artikel des Shops zum Verkauf steht. Und was nicht vorrätig ist, kommt schnell aus dem Lager.
Alles für das Seglerherz
Der enge Kontakt zu den Kundinnen und Kunden ist wichtig in der Boots- und Yachtbranche. „Seglerinnen und Segler sind schon eine spezielle Sorte Mensch“, sagt Thomas Stamann lachend, „herzlich, schnell per Du, eine kleine Gemeinschaft. Darauf gehen wir ein.“ Neben der persönlichen Beratung haben sie ein Portal entwickelt, in dem Kundinnen und Kunden sich austauschen und mit Infos weiterhelfen. Zudem betreiben sie ein eigenes Bewertungsportal, auf Youtube veröffentlichen sie Videos mit Anleitungen, in den sozialen Medien wie Instagram halten sie den Kontakt.
Denn als Onlinehändler darf heute kein Kanal unbespielt bleiben. „Mit Instagram kann ich aber nichts anfangen. Da merkt man den Generationenwechsel!“, gibt Senior Stamann mit Blick auf seine Tochter zu. Mit einem eigenen Marketing- und IT-Team stemmt sie die Pflege des Shops und der Community. Rund 1.000 neue Produkte nehmen sie im Jahr auf und arbeiten ständig an neuen Features.
Der Bereich Buchhaltung und Finanzen wird von Justyna Stamann, Frau von Thomas Stamann geführt. Und so hat jedes Familienmitglied im Unternehmen seinen Schwerpunkt – die vier ergänzen sich ideal.
Einbruch durch Coronakrise
Mit den Einschränkungen durch die Viruspandemie brach auch der Absatz beim Onlinehandel ein. „Viele unserer Kundinnen und Kunden konnten nicht auf ihre Boote, vor allem die, die in Wassersport-Vereinen aktiv sind. In unserer ansonsten umsatzstarken Zeit im März und April hatten wir einen Rückgang“, erläutert Judith Stamann. Ein Teil der Belegschaft ging in Kurzarbeit, Kündigungen konnten so vermieden werden.
„Mittlerweile spüren wir aber eine deutliche Erholung und steigende Nachfrage, dank der Lockerungen für den Sport, die seit Ende April in Kraft getreten sind“, ergänzt sie. Jetzt hofft sie, dass auch international die Regelungen weiter gelockert werden. „Viele Menschen könnten dieses Jahr ihren Urlaub im eigenen Land verbringen und sich damit stärker ihren Booten und ihrem Wassersporthobby zuwenden, das könnte für uns eine steigende Nachfrage bedeuten“, hofft sie zudem.
Lkw-Ladungen voller Pakete, jeden Tag
Damit dann die steigende Nachfrage möglichst schnell den Weg aus dem Internet in die Kajüte findet, betreibt SVB ein stetig wachsendes Versandlager in Bremen. Das ist das Reich von Andreas Stamann. Der 30-jährige Ingenieur kam 2017 in die Firma seines Vaters – auch auf Wunsch seiner großen Schwester. „Allein wollte ich das nicht machen, ich freue mich, dass mein Bruder ebenfalls dabei ist“, sagt Judith Stamann.
Den Maschinenbauer interessieren vor allem die technischen Prozesse hinter dem Versandhandel. Denn das Unternehmen wächst trotz des Coronaeinbruchs seit Jahren stark – so stark, dass die Lagerprozesse nicht mitkommen. „Vor der Krise versendeten wir 1.200 Pakete pro Tag, damit gelangten wir an das Ende unserer Kapazitäten. In den vergangenen Jahren mussten wir deshalb sogar unsere Marketingaktivitäten etwas zurückfahren“, führt Andreas Stamann aus.
Automatisierungstechnik, um nicht aus allen Nähten zu platzen
Mit einer Erholung der Nachfrage kommt auch der Engpass im Prozessablauf zurück. Um dem entgegenzuwirken, baute das Unternehmen im vergangenen Jahr eine weitere Lagerhalle, welche die bestehenden beiden Gebäude jetzt verbindet. Der Neubau erweitert auf 1.100 Quadratmetern nicht nur die bisherigen Lagerkapazitäten. „Wir bauen hier ein automatisiertes Kleinteilelager, mit dem wir die Lagerkapazität verdreifachen können“, sagt Andreas Stamann stolz. Mitte des Jahres soll das System in Betrieb gehen, angepasst an die Bedürfnisse des Unternehmens in Eigenregie durch den Maschinenbauer.
Kleinteile machen einen Großteil der Geschäfts aus: Schäkel, Ösen, Schrauben, Schalter, Dichtungen – rund 25.000 der 28.000 Artikel gehören in diesen Bereich. Bisher stehen sie in langen Regelreihen, fein säuberlich eingeordnet. Bald werden die begehbaren Regale eine Art Mini-Hochregallager weichen: Dann kann nur noch ein Roboter durch die schmalen Gänge fahren und aus dem Regal das entsprechende Teil herauspicken.
„Wir sparen mit dem neuen System enormen Platz ein und steigern gleichzeitig unsere Geschwindigkeit. Unser Personal kann sich dann ganz auf das Pakete packen konzentrieren und muss nicht mehr den richtigen Artikel im Regal suchen", so Ingenieur Andreas Stamann. Auf bis zu 2.500 Pakete am Tag ist das neue System ausgelegt, eine Verdopplung der bisherigen Leistung.
Investition sichert die Zukunft
Ein ambitioniertes Ziel, das weiß auch sein Vater. „Wir sind einzigartig aufgestellt und wollen in ganz Europa präsent sein. Der Markt wächst auf sehr niedrigen Niveau, durch unsere internationale Ausrichtung können wir aber viel stärker zulegen.“ SVB ist zudem exklusiver Handelspartner der größten deutschen Sportboot-Werft für Segel- und Motorboote – Bavaria Yachtbau aus Bayern.
4,5 Millionen Euro kosten Halle und Lagersystem. Eine enorme Investition in die Zukunft – die möglich wurde durch die BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven. Sie unterstützt den Versandhändler mit Mitteln aus dem Landesinvestitionsförderprogramm (LIP). Mit dem Programm werden insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen aus dem Land Bremen bei Investitionen in bauliche Maßnahmen, Maschinen und Einrichtung mit einem zinsvergünstigten Förderdarlehen und auch mit einem Zuschuss gefördert.
„Wir haben wiederholt mit der BAB und auch der Wirtschaftsförderung Bremen zusammengearbeitet. Wir fühlen uns sehr gut aufgehoben, die Betreuung ist vorbildlich“, stellt Unternehmensgründer Thomas Stamann ein gutes Zeugnis aus. Die Zukunft ist damit für den Bootszubehör-Onlineversand gesichert – nicht nur technisch, sondern auch persönlich. Denn das Dream-Team aus Vater, Mutter, Tochter und Sohn hat noch eine ganze Reihe an Ideen für die kommenden Jahre.
Wenn Sie Fragen rund um das Landesinvestitionsprogramm (LIP) haben, wenden Sie sich gern an uns.
Darüber hinaus können wir Sie als Förderbank des Landes Bremen mit einer Vielzahl von öffentlichen Krediten, Beteiligungen und Bürgschaften bei der Gründung, Erweiterung, Neuausrichtung oder auch Stabilisierung Ihres Unternehmens unterstützen. Einen Überblick über die Wirtschaftsförderung finden Sie hier.
Unterstützung in der Coronakrise bietet darüberhinaus die Task Force der BAB.
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