1.2.2022 - Mona Fendri

Nach dem Stopp der Bauförderprogramme der KfW – wie geht es nun weiter?

Wohnraumförderung

Die Förderlotsen der BAB - Die Förderbank beraten über alternative Fördermöglichkeiten

Eine Familie sitzt auf der Treppe vor einem Bremer Haus
Bauförderungen unterstützen dabei, Neubau- oder Sanierungsmaßnahmen umzusetzen © Thomas Hellmann

Hinweis: Ab dem 22. Februar 2022 sind die Förderprogramme der KfW rund um die energetische Sanierung wieder verfügbar. Die Förderprogramme rund um den Neubau sind noch immer eingestellt.

Die KfW hat ihre Förderprogramme aus dem Zweig der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) für Anträge, die nach dem 24. Januar 2022 eingegangen sind, bis auf weiteres eingestellt. Ob und wann diese wieder verfügbar sein werden, ist momentan noch nicht abzusehen. Doch um welche Förderprogramme handelt es sich überhaupt? An wen kann man sich wenden, wenn man betroffen ist und gibt es Alternativen zu den eingestellten Förderprogrammen?

Wir haben Björn Jantzen und André Baumgarte getroffen, um diese Fragen zu klären. Die beiden sind Förderlotsen bei der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven, ein Programm, das seit 2017 kostenfrei und neutral Bremer Gebäudeeigentümer:innen aber auch Mieter:innen, Investierende und Handwerker:innen über Fördermittel zum Bau, Kauf und Modernisierung von Wohnraum berät. Sie unterstützen bei der Suche nach den richtigen Fördermitteln, erklären die technischen Hintergründe und sind Teil des starken Netzwerks Bremer Modernisieren, auf das sie nach Bedarf verweisen können. Ob ganz am Anfang oder mitten im Bau- oder Sanierungsprozess – die Förderlotsen begleiten und beraten in jeder Situation.

Herr Jantzen, Herr Baumgarte, das Thema ist in den Medien momentan sehr präsent: Die KfW hat ihre Bauförderprogramme vorläufig gestoppt. Um welche Förderprogramme handelt es sich überhaupt?

Jantzen: Es existiert die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“, kurz „BEG“. Davon wird ein Teil über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und ein Teil über die KfW beantragt. Bei den eingestellten Programmen handelt es sich um die Förderungen energetischer Maßnahmen, die über die KfW zu beantragen sind. Genauer gesagt betrifft es die Förderungen rund um den Effizienzhausstandard sowie die Darlehensprogramme mit Tilgungszuschuss. Die Einzelmaßnahmen im reinen Zuschussbereich sind weiterhin erhältlich. Da geht es zum Beispiel um den Austausch von Türen oder Fenstern oder die Anschaffung einer Heizung auf Basis von erneuerbaren Energien. Solche Zuschüsse können weiterhin beantragt werden.

Björn Jantzen guckt in die Kamera
Förderlotse Björn Jantzen berät Bremerinnen und Bremer bei Fragen rund um die Bauförderung. © BAB

Was bedeutet dieser Förderstopp nun konkret für Menschen, die bereits einen Antrag gestellt haben?

Jantzen: Die KfW hat sich gerade dazu geäußert: Alle Anträge, die vor dem 24. Januar eingegangen sind, sollen nach den alten Kriterien bearbeitet werden. Anträge, die nach diesem Datum gestellt wurden oder gestellt werden möchten, können nach aktuellem Stand nicht genehmigt werden.

Ich möchte noch etwas zu den Hintergründen dieses Antragsstopps sagen: Vor einigen Monaten hat die KfW angekündigt, die Förderfähigkeit des Effizienzhausstandards 55 zu streichen. Das hat dazu geführt, dass sehr viele Menschen dieses Programm noch schnell beantragen wollten, denn gerade im Neubau müssten Antragstellende nun den Effizienzhausstandard 40 wählen, was höhere Kosten und möglicherweise eine niedrigere Rentabilität bedeuten würde. Aufgrund der hohen Anzahl an Antragstellungen im Bereich Effizienzhaus 55 sind inzwischen alle Mittel ausgereizt. Deshalb wurden alle Programme, die die energetische Sanierung oder Neubau betreffen, erst einmal eingestellt.

Welche Alternativen stehen Betroffenen zur Verfügung?

Jantzen: Wenn es um mögliche Alternativen geht, müssen wir uns erst einmal genau ansehen, was die Kundin oder der Kunde für Maßnahmen plant. Im Bereich der Sanierung verhält es sich so:
Eine Option ist, sich an die BAFA zu wenden, doch hier muss man differenzieren, da sie reine Zuschüsse und keine Darlehen zur Verfügung stellt. Eine Person, die ein Darlehen benötigt, kann sich in einem ersten Schritt an ihre Hausbank wenden und kann dann zusätzlich einen Zuschuss für Einzelmaßnahmen bei der BAFA beantragen. Somit erhält diese Person ein Darlehen und kann die Zuschüsse später zum Beispiel für Sondertilgungen verwenden.
Wenn man auf die Finanzierung nicht kurzfristig angewiesen ist, hat man alternativ die Möglichkeit, die Kosten nach Umsetzung der Maßnahmen steuerlich über drei Jahre abzusetzen.

Außerdem ergibt es Sinn, sich die geplanten Maßnahmen einmal genauestens anzusehen und herauszufinden, ob sie über ein anderes KfW-Programm gefördert werden können. Zum Beispiel, wenn Sie eine Haustür austauschen oder Rollläden einbauen möchten: Diese Maßnahmen werden auch über das KfW-Förderdarlehen rund um den Einbruchschutz gefördert. Ein weiterer großer Förderbereich ist die Barrierefreiheit. Sagen wir, jemand möchte eine Fußbodenheizung verlegen. Hier könnte man zum Beispiel, wenn man einen unebenen Boden hat, unter dem Aspekt der Barrierefreiheit einen ebenerdigen und schwellenfreien Boden einbauen lassen und eine Fußbodenheizung gleich mit fördern lassen. Daher sollte man die individuellen Maßnahmen immer erst im Detail überprüfen. Bremerinnen und Bremer können diese Förderungen über die BAB beantragen.
Die sinnvollste Alternative wird in den meisten Fällen aber sein, bei der Hausbank ein Darlehen zu beantragen und mit Zuschüssen von der BAFA zu ergänzen oder mit der steuerlichen Absetzbarkeit zu arbeiten.

Bei den Effizienzhausstandards sieht es etwas anders aus, da man bei der KfW im Idealfall Zuschüsse bis zu 50 Prozent erhalten kann. Über das Darlehen der Hausbank und das Programm der BAFA kann man Zuschüsse bis maximal 25 Prozent erhalten. Wer in diesem Fall also die Modernisierung des Wohnraums etwas aufschieben kann, sollte warten, bis die Förderprogramme der KfW wieder verfügbar sind. Im Bereich des Neubaus sieht es schwieriger aus, dort gibt es kaum Alternativen.

Wie können die Förderlotsen der BAB konkret unterstützen?

Jantzen: Wir stehen jederzeit gerne mit Rat und Tat zur Seite. Unsere Hauptkompetenz liegt bei der Förderberatung. Wenn jemand mit einem Bau- oder Modernisierungsvorhaben zu uns kommt, prüfen wir, welche der Förderalternativen, die ich oben geschildert habe, auf die individuelle Situation zutreffen. Die BAB selbst bietet auch ein Darlehensprogramm an – „Wasser nach Plan“. Auch dieses betrachten wir in diesem Rahmen wie eine mögliche Förderalternative unter all den anderen.

"Eigentlich ist fast alles, was man im Haus anfasst, förderfähig. Man muss nur wissen, wo man etwas findet"
André Baumgarte, Förderlotse der BAB

Haben sich betroffene Antragsteller:innen bereits bei Ihnen gemeldet? Gab es wiederkehrende Fragen, die Sie an dieser Stelle beantworten können?

Jantzen: Tatsächlich haben uns bereits einige Kundinnen und Kunden kontaktiert, die genau diese Fördermaßnahmen beantragen wollten und nun wissen möchten, was sie tun können. Vielen haben wir empfohlen, noch etwas zu warten, da die Mittel eventuell wieder verfügbar sein werden. Bei den Kundinnen und Kunden, die kurzfristig auf Förderung angewiesen sind, haben wir versucht herauszufinden, ob sie die Zuschüsse über andere Wege, zum Beispiel bei der BAFA, beantragen können.

Baumgarte: In der Tat ist die erste Frage, die Betroffene stellen, was sie denn jetzt tun können und ob es die Programme erneut geben wird. Dazu können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine klare Aussage geben. Zumindest was die Modernisierung angeht, gehen wir allerdings davon aus, dass die Programme wieder verfügbar sein werden. Was den Neubaubereich betrifft, haben wir noch gar keine Informationen. Natürlich fragen auch sehr viele, was es für Alternativen gibt. Da nennen wir, wie Herr Jantzen schon sagte, die anderen Förderprogramme der KfW, die Zuschüsse der BAFA und die Darlehen von der Hausbank. Außerdem bietet die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau des Landes Bremen Förderprogramme an.
Ein großer Teil der Kundinnen und Kunden, die in letzter Zeit mit uns gesprochen haben, beschäftigen sich zurzeit mit dem Thema Ausbau des Wohnraums – ein Bereich, der nicht über andere Darlehensprogramme wie Einbruchschutz oder Barrierefreiheit gefördert werden kann. Hier sind die BAFA-Zuschüsse eine Option.

André Baumgarte lächelt in die Kamera
Auch Förderlotse André Baumgarte steht Kundinnen und Kunden mit Rat und Tat zur Verfügung. © BAB

Möchten Sie den Kundinnen und Kunden noch einen Rat mit auf den Weg geben?

Baumgarte: Wer vorhat, zu sanieren, sollte nicht immer nur in Schubladen denken. Eigentlich ist fast alles, was man im Haus anfasst, förderfähig. Man muss nur wissen, wo man etwas findet und welche Bedingungen man einhalten muss. An dieser Stelle kann ich sagen: Wir, die Förderlotsen der BAB, wissen es und geben dieses Wissen gerne weiter.

Herr Jantzen, Herr Baumgarte, herzlichen Dank für das Gespräch!

Sie haben Fragen rund um das Thema Bauförderprogramme? Sie suchen Optionen, um bestimmte Bau- und Modernisierungsmaßnahmen zu fördern? Dann lassen Sie sich dazu von den Förderlotsen der BAB kostenfrei und neutral beraten. Einen Termin können Sie zeitnah und unkompliziert per E-Mail oder telefonisch unter der 0421 361-83573 vereinbaren.

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