Der Nuss verfallen
InvestitionsförderungBremer Start-up bringt Nüsse, Trockenfrüchte und Süßigkeiten in die Supermarktregale
Mit seinem Start-up nusswahn vertreibt Firat Sicak Nüsse, Trockenfrüchte und süße Versuchungen sowohl online als auch im stationären Handel. Der Start gelang ihm unter anderem mit Unterstützung durch die BAB – Die Förderbank für Bremen & Bremerhaven.
Erdnüsse, Cashews und Pekannüsse mit Wasabi-, Honig- oder Olivengeschmack, Cranberries in Zartbitter-Schokolade, getrocknete Ingwersticks – das Lager von Firat Sicak ist Willy Wonkas Schokoladenfabrik für Snack-Fans. An jeder Ecke gibt es neue Leckereien zu entdecken.
Wie etwa in einem Regal, in dem es zartrosa schimmert: Denn hier, ganz neu und noch gar nicht zu kaufen, lagern mit Zartbitter-Schokolade überzogene Mandeln, bestäubt mit getrocknetem Himbeerpulver. „Erst kommt das fruchtig-saure Himbeeraroma, das sich dann mit der süßen Schokolade und der knackigen Nuss verbindet. Das harmoniert wunderbar!“, urteilt Sicak.
In den Shop kommt nur, was dem Bremer auch selbst schmeckt. Bis heute sind das fast 30 verschiedene Sorten an Trockenfrüchten, Nüssen und süßen Versuchungen. Die vertreibt er mit der nusswahn GmbH bundesweit online und lokal im ausgesuchten Einzelhandel.
Gesündere Alternative zu Bürosnacks aus der Groß-Industrie
Die Idee zu nusswahn kam dem 27-Jährigen während seines BWL-Studiums. Im Fruchthandels-Unternehmen seiner Geschwister jobbte er und sah bei vielen Kundinnen und Kunden nicht nur Bedarf nach gesundem Obst, sondern auch Snacks. „Meistens gibt es im Büro aber nur hochprozessierte Industrieware wie Schokoriegel – ich wollte eine gesündere Alternative bieten, die aber die Lust auf Süßes und Salziges stillt.“
Er begab sich auf die Suche nach möglichen Lieferant:innen und setzte dann „nusswahn“ auf. „Wer einmal mit unseren Snacks anfängt, kann gar nicht mehr aufhören – wie im Wahn“, erklärt er den Namen mit einem Schmunzeln. In nur drei Monaten erstellte er einen Onlineshop. Aus wenigen Sorten wurden schnell zahlreiche Leckereien.
„Natürlich funktioniert nicht alles gleich gut. Apfelchips trafen nicht wirklich den Geschmack, während alles mit Schokoladenüberzug nicht nur zu Weihnachten wie von selbst läuft“, so Sicak. Besonders die Erdbeeren in weißer Schokolade seien ganz nach dem Gusto der Bremerinnen und Bremer.
Auf dem Weg in die deutschen Supermärkte
Die Hanseatinnen und Hanseaten gehören bisher zu den Hauptkundinnen und -kunden. In REWE-Märkten in der Region, Fachgeschäften und vielen Büros finden sich die schmackhaften Snacks. Zudem in einzelnen überregionalen Geschäften, etwa einem Feinkosthandel am Tegernsee. „Darüber hinaus vertreiben wir sie im Onlinehandel über unsere eigene Webseite und Plattformen wie myenso, das macht aber einen eher kleinen Anteil aus. Mein Ziel ist es, hier ebenso wie im klassischen Einzelhandel zu wachsen“, so der Unternehmensgründer.
Derzeit verhandelt er mit großen Lebensmittelkonzernen über eine Listung. 250 mannshohe Pappaufsteller im nusswahn-Look warten bereits im Lager auf den Einsatz im Supermarkt.
Für Firmenkundinnen und -kunden bietet Sicak neben Büroboxen auch die Platzierung eines eigenen Logos auf der Verpackung an. Hotels nutzen dies etwa, um ihre Minibars mit ausgesuchten Snacks aufzufüllen. Oder Industrieunternehmen, die eine Genussbox für ihre Kundinnen und Kunden als Weihnachtspräsent zusammenstellen.
Erste Angestellte gefunden
Mit wachsenden Vertriebswegen und immer mehr Nachfrage kommt Sicak alleine schon längst nicht mehr der Anfrage hinterher. Zwei Minijobber und Praktikanten unterstützen ihn stundenweise, zudem steigt seine Ehefrau Sebnem in Teilzeit mit ein. Sie war in den vergangenen zwei Jahren bereits eine tragende Säule und baute das junge Unternehmen zusammen mit Sicak auf. „Dass sich ihre Stelle jetzt auch aus dem Unternehmen heraus trägt, bestätigt unseren positiven Weg“, resümiert Sicak.
Besonders den Bereich Marketing und Social Media nimmt die Digitalexpertin dann in die Hand – das Unternehmen setzt auf ein farbenfrohes, modernes Design und möchte damit in den Regalen wie auch im Internet für Aufmerksamkeit sorgen.
Von der Handarbeit zur Großproduktion
Die Minijobber arbeiten vor allem in der Abfüllung und im Versand. Die Nüsse und Sweets kommen in Kilopackungen von verschiedenen deutschen und europäischen Lieferantinnen und Lieferanten und werden erst in Bremen bei Bestellung abgefüllt – noch per Hand; eine Abfüllmaschine für größere Mengen steht aber bereits im Lager.
Bei Verpackung und Versand legt der Gründer Wert auf Nachhaltigkeit, die Packungen bestehen zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen und verzichten auf unnötige Komponenten, die das Recycling erschweren. Zudem werden alle Bestellungen im Onlineshop klimaneutral versandt.
Gut einquartiert
Sein Lager- und Arbeitsraum liegt in einem altem Bremer Hafengebäude im HAG-Quartier, einem Areal in der Bremer Überseestadt, in dem sich gleich mehrere junge Unternehmen tummeln – etwa die Seifenmanufaktur Marthas Corner oder der Kaffeespezialist Lloyd Caffee. Sicak findet sich also in bester Gesellschaft.
Erst seit wenigen Monaten sitzt er hier, sein Geschäft begann er in der Zwischennutzungslösung „Wurst Case“ auf der gegenüberliegenden Seite Bremens in Bremen-Sebaldsbrück, einer leerstehenden Wurstfabrik, die heute von jungen Projekten und Start-ups für ihre ersten Schritte genutzt wird. Der Nussfan musste sich für den Geschäftsbetrieb jedoch passendere Räume suchen und fand so seine jetzige 180-Quadratmeter-Wirkungsstätte.
Unterstützung erhielt er während der Zeit auch von der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven. Sie förderte ihn im Rahmen des Landesinvestitionsförderprogramms LIP, das Geld für Betriebsmittel, Immobilien und Maschinen bereitstellt. So schaffte er die Ausstattung der Lager- und Büroräume und der Verpackungsmaschinen aus dem Förderprogramm an. „Die Zusammenarbeit mit den Beraterinnen und Beratern war unkompliziert, ich habe viel Unterstützung erfahren, etwa bei Anträgen und Fragen“, erklärt er. Zudem erhielt er eine Beratung durch das Starthaus Bremen & Bremerhaven, das Hilfestellungen bei der Selbstständigkeit gab.
Für Sicak und seine Frau stehen nun alle Zeichen auf Wachstum. Dabei spüren auch sie die Auswirkungen der globalen Wirtschaftsverwerfungen. Kürzlich musste Sicak die Preise leicht erhöhen, um die Einkaufskosten zu kompensieren. Zudem fährt der Unternehmensgründer auch schon mal durch Nordeuropa, um Waren einzukaufen. „Die Versandkosten sind teilweise so hoch, da lohnt es sich, sich selbst hinter das Steuer eines Transporters zu schwingen“, sagt er. Gerade zur Weihnachtszeit hat er sein Lager noch einmal aufgestockt. Denn Weihnachten ohne Schokonüsse und -früchte, was wäre das denn?
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