Kinescope bringt Hollywood nach Bremen
WirtschaftsförderungWie ein Bremer Filmproduzent den Krisen trotzt und sich neu aufstellt
„Ich wollte schon im Alter von vier Jahren in die Filmbranche", schmunzelt Greving. „Und über Umwege habe ich es tatsächlich geschafft.“ Nach seiner Ausbildung als Fachkraft für Veranstaltungstechnik, arbeitete er unter anderem als Techniker bei Radio Bremen. Auch den Meistertitel absolvierte er und entschied sich anschließend noch zu studieren. Jedoch keinen technischen Studiengang. „Ich entschied mich für Literatur- und Kulturwissenschaften“, erzählt der heute 38-Jährige. „Was mich schon immer antrieb: Stories erzählen. Und genau das mache ich jetzt seit vielen Jahren in meinem Beruf.“
Im Jahr 2009 machte sich Greving selbstständig. Als Technik- und Software-Profi in der Filmbranche startete er seine ersten Filmprojekte, insbesondere im Commercial-Bereich – also in der Produktion von Werbeclips. Dann kam der erste Kurzfilm, bei dem er selbst Regie führte. Es folgten Aufträge und Kooperationen mit Radio Bremen, ARD, ZDF und weiteren großen namhaften Produktionsfirmen.
Am 14.09.2015 entschied sich Matthias Greving zum nächsten Schritt: der Gründung von Kinescope Film. Erst als GbR, später als GmbH. Mittlerweile ist er nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Arbeitgeber von 21 Angestellten. „Wir sind einer der größten unabhängigen Filmproduzenten in Deutschland“, erzählt der Unternehmer stolz. Bei der Einstellung von neuen Mitarbeitenden achtet der Unternehmer immer darauf, dass es zwischenmenschlich passt und die Menschen nicht nur fachlich geeignet sind, sondern auch für ihren Job brennen. „Mir ist wichtig, dass wir uns in unserem Team gegenseitig vertrauen und gut miteinander kommunizieren“, fasst er zusammen.
Von international zu lokal
Schnell machte sich Kinescope einen Namen und etablierte sich nicht nur national. Greving erzählt: „Unser Kerngeschäft sind tatsächlich internationale Ko-Produktionen. Wir hatten schon Projekte mit Partnern aus 23 verschiedenen Ländern.“ Was zu viel Erfolg und Bekanntheit für das Bremer Unternehmen führte, wurde zu einem enormen Nachteil, als die Pandemie die Welt und damit auch die Filmbranche lahmlegte. „Wir mussten, wie viele andere auch, unsere Projekte von heute auf morgen stoppen, manche wurden auch direkt gecancelt“, erzählt Greving. Und kaum liefen die ersten Produktionen nach dem Lockdown wieder an, da kam der nächste Schlag: „Wir standen gerade in den Startlöchern für eine unserer größten Produktionen mit unter anderem ukrainischen und russischen Firmen, dann begann der Krieg in der Ukraine.“ Kinescope blieb nur die Anpassung auf die neuen Gegebenheiten oder das Aus. Und so änderte der Unternehmer das Konzept von vielen Ko-Produktionen zu Auftragsproduktionen. Das bedeutet, dass Kinescope selbst die kompletten Konzepte schreibt und sich um die Umsetzung kümmert. Und so kamen nach und nach
„Es war eine sehr harte Zeit, die wir nur mit Hilfe von finanzieller Unterstützung durch die BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven sowie viel Verständnis von Kooperationspartnern durchstehen konnten“, blickt er auf die schwierige Phase zurück. Neben einer Förderung für Betriebsmittel, nutzte Kinescope die FEI-Förderung für innovative Lösungen, um Prozesse an die neuen Anforderungen anpassen zu können. Außerdem hat die BAB das Unternehmen mit Beteiligungskapital unterstützt.
Ein historischer Sechsteiler: „Schwarzes Gold“
„Eine deutsche Western-Serie hat es in dieser Form noch nie gegeben – wir konnten jedenfalls nichts Vergleichbares finden“, betont Matthias Greving, als er über sein nächstes großes Projekt spricht. „Die Idee dazu entstand vor etwa sechs Jahren. Unser Ziel war es, ein Thema aus Norddeutschland aufzugreifen, das nicht nur regional, sondern auch national und international Relevanz hat. So kamen wir auf den historischen Ölboom in Wietze.“
Die Serie beleuchtet das Schicksal einer Dorfgemeinschaft am Rande der Lüneburger Heide, die durch den Fund von Erdöl auf dem Land einer mittellosen Bauernfamilie in Aufruhr geriet. Erst während des Ersten Weltkriegs, als die Frauen gezwungen waren, Verantwortung für das Dorf zu übernehmen, kehrte allmählich Zusammenhalt zurück. „Im Zentrum steht die Frage, wie der plötzliche Reichtum die Familien im Dorf verändert hat. Damals zog der Fund Menschen aus 45 verschiedenen Ländern nach Wietze – ein Thema, das überraschend modern ist“, erklärt Greving.
Auf dieser Grundlage entsteht eine sechsteilige High-End-Serie, die in enger Zusammenarbeit mit dem NDR entwickelt wurde. Die Dreharbeiten beginnen im Frühjahr 2025 in Wietze und Ungarn, und die Ausstrahlung ist für den Jahreswechsel 2025/2026 vorgesehen. Mit einer Fördersumme von 1,5 Millionen Euro bekennt sich auch Normedia als zentrale Medien-Fördereinrichtung für Niedersachsen und Bremen klar zu diesem Serien-Highlight.
Erfolg mit Kinescope und dem Filmfest Bremen
„Ich bin froh, dass wir es bei Kinescope geschafft haben, unabhängig zu bleiben“, so Matthias Greving. „Wir sind ein Content-Haus und erzählen die Geschichten, die sonst keiner erzählt. Wir stellen das auf die Beine, was uns selbst interessiert und arbeiten dabei mit ganz tollen – großen und kleinen – Partnern zusammen. Das macht mich unglaublich stolz!“ Mit einer großen Bandbreite an anspruchsvollen Formaten, einer Projektliste fertiger Produktionen von über 900 Produktionen, davon 70 Spielfilme/Serien, zahlreichen Festivalteilnahmen, diversen Filmnominierungen und vielen Auszeichnungen ist es Matthias Greving gelungen, auf Kinescope und den für eine Filmproduktion eher ungewöhnlichen Standort Bremen aufmerksam zu machen. Nicht zuletzt auch durch den Aufbau und die erfolgreiche Umsetzung des Filmfests Bremen.
„Gemeinsam mit dem Filmbüro starteten wir 2015 mit dem ersten Filmfest“, so Greving. Allein in Deutschland gibt es circa 480 Filmfestivals, das Filmfest Bremen ist mittlerweile unter den Top 100 – und das unter mehr als 18.000 Festivals weltweit. „Wir sind das am schnellsten wachsende Filmfest Deutschlands“, sagt er stolz. In den ersten beiden Jahren fand das Filmfest im Cinemaxx Kino statt, danach in der Schauburg. Dass die Aufmerksamkeit auch international wächst, zeigt auch die Teilnahme von Filmgrößen wie dem amerikanischen Schauspieler und Produzenten John Malkovich, der den Bremer Filmpreis 2024 für sein filmisches Gesamtwerk erhielt. Mit dem Filmfest verfolgen die Veranstalter zwei Ziele: Zum einen wollen sie den Menschen in Bremen und umzu die Filmszene näherbringen. Zum anderen der nationalen und internationalen Filmszene die Hansestadt an der Weser zeigen und einen Austausch der Schauspieler:innen, Regisseur:innen und anderen Beteiligten untereinander ermöglichen.
Und für Kinescope stehen die nächsten großen Projekte schon in den Startlöchern oder werden gesendet. So zum Beispiel die Konzertproduktion „THE WORLD OF HANS ZIMMER“, bei der Matthias Greving die Regie geführt hat und die am 01. Dezember bei ARTE und am 20. Dezember im ZDF Premiere feiert.
Erfolgsgeschichten
Mit der Fördermaßnahme „Diversity in KMU“ sollen Strategien diverser Personalstrukturen in Unternehmen unterstützt werden. Ziel ist die Entwicklung von Arbeitswelten, wo unterschiedliche Talente, Perspektiven und Kompetenzen interdisziplinär zusammenkommen können sowie die Reduzierung von Gender Gaps.
Zur ProgrammseiteStromversorgung die reibungslos funktioniert? Gestensteuerung bei Flugzeugen? Damit beschäftigt sich die AES GmbH in ihren zwei Forschungsprojekten.
ZUM ARTIKELDie Phototherapie gilt als günstige und gut verträgliche Behandlung für Menschen, die unter chronischen Hautproblemen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis leiden. Damit diese jedoch Erfolg zeigt, müssen die Patientinnen und Patienten über einen langen Zeitraum regelmäßig eine Arztpraxis aufsuchen. Das muss doch auch von Zuhause aus funktionieren, dachte sich Jan Elsner, Gründer des Bremer Startups Skinuvita, und hat gemeinsam mit seinem Team ein Softwaresystem entwickelt, mit dem Betroffene die Therapie zuhause nutzen können. Damit gewann er 2024 sogar den Bremer Gründungspreis.
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