Bremerhaven auf dem Weg zur grünen Wasserstoffstadt
UmweltinnovationenProjekt „HY.City.Bremerhaven“ stellt nachhaltige Mobilität und Umweltschutz in den Fokus
Nicht weit entfernt von der Autobahnabfahrt A27 Bremerhaven-Mitte rollen bereits seit einiger Zeit im Gewerbegebiet Grauwallring die Bagger. Seit Mitte August entsteht dort unter Projektleitung der HY.City.Bremerhaven eine neue Wasserstoff-Erzeugungsanlage, die grünen Wasserstoff aus der Region produzieren soll. Mit diesem wird die öffentliche Tankstelle „Zur Hexenbrücke“ beliefert, an der PKW, Busse und LKW mit dem regional erzeugten grünen Wasserstoff betankt werden.
Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der 2019 gegründeten Gesellschaft Green Fuels, begrüßt uns freundlich vor den errichteten Bauzäunen im Gewerbegebiet Grauwallring. Es ist kalt und nass an dem Tag, als wir ihn besuchen, damit er uns näheres zum Projekt erzählen kann. Viel ist auf der Baustelle noch nicht zu sehen, auf der seit Mitte August die Bauarbeiten für eine Wasserstoff-Erzeugungsanlage laufen. Aber immerhin: Das riesige Windrad, das zur Stromerzeugung genutzt wird, dreht sich schon fleißig und trotzt dem Wetter. Andreas kommt aus dem Bereich Logistik/Maritime Wirtschaft und kam mit dem Bereich Energie eigentlich erst 2006 in Berührung, als die Offshore Windenergie zum großen Thema wurde – auch für Bremerhaven. Seit 2019 entwickelt er jetzt Projekte im Bereich der erneuerbaren Energie, speziell Wasserstoff.
Grüner Strom bis hin zum Verbraucher
„Das besondere an unserem Projekt ist, dass wir die gesamte Wertschöpfungskette vom grünen Strom bis hin zum Verbrauch des Wasserstoffs im Bus abbilden. Mit unserer Erzeugungsanlage direkt unter einem Windrad haben wir direkten Bezug zum grünen Strom aus dem wir nachhaltig grünen Wasserstoff herstellen können“, erzählt Andreas uns von seinem Projekt. Die HY.City.Bremerhaven hat es sich zum Ziel gemacht, die notwendige Infrastruktur für den Einstieg in die klimaneutrale Mobilität mit Wasserstoff-Fahrzeugen in Bremerhaven aufzubauen. Gemeinsam mit weiteren Projektpartner:innen baut die Gesellschaft einen zwei Megawatt Elektrolyseur für die Erzeugung von grünem Wasserstoff unter die bereits bestehende Windenergieanlage. Der produzierte grüne Wasserstoff soll zukünftig zur Betankung von PKW, Bussen und LKW genutzt werden. Erster Großabnehmer ist das Bremerhavener Unternehmen BremerhavenBus. Direkt vor dem Betriebshof wird noch in diesem Jahr mit dem Bau einer öffentlichen Wasserstofftankstelle begonnen. BremerhavenBus wird mit sieben Bussen der Ankeranwender sein und beginnt damit sukzessive die Umstellung der Busflotte auf den CO2-freien „Kraftstoff“.
Partnerschaften und Projekte im Zeichen des Wasserstoffs
Die Idee für das Projekt entstand 2018, nachdem sich Andreas intensiver mit dem Thema Wasserstoff und den Möglichkeiten auseinandergesetzt hat. Die 2019 mit zwei weiteren Partnern gegründete Gesellschaft Green Fuels begann schnell mit der weiteren Umsetzung. „Wir haben nach unserer Gründung weitere Partner gesucht, die unser Vorhaben unterstützen und sind dabei auf die GP Joule aus Schleswig-Holstein gestoßen. Hier wurde bereits ein Projekt mit einem Vorsprung von zwei Jahren geplant“, berichtet Andreas von seiner Gründungsgeschichte. Für Andreas und seine Partner war der Vorsprung von GP Joule in keiner Weise abschreckend – im Gegenteil. Die drei Initiatoren des ersten kommerziellen Wasserstoffprojektes nahmen den Austausch zum Anlass, um selbst ein Wasserstoff-Ökosystem in Bremerhaven aufzubauen. Hierbei wurde bereits von vorneherein darauf geachtet, auf die Erfahrungen aus Schleswig-Holstein zurückzugreifen. Und das mit Erfolg: Kurze Zeit später holten die zwei BremerhavenBus mit an Bord und fanden in dem Mobilitätsunternehmen den perfekten Partner für das Vorhaben. Weitere vier Partner:innen sollten schnell folgen.
Bündelung von Know-How und Kompetenzen
Die Findung der Partnerinnen und Partner war laut Andreas Wellbrock an sich recht einfach. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen und Arbeit konnte er auf ein breites Netzwerk zurückgreifen, das schnell von der Idee des Vorhabens begeistert werden konnte. Mit den Unternehmen UTG Unabhängige Tanklogistik, Georg Grube Verwaltung, der Seier-Gruppe und der Diersch & Schröder Gruppe wurden weitere Gesellschafter in die Projektgesellschaft HY.City.Bremerhaven als Know-How-Partnerinnen und -partner aufgenommen. In dem Konsortium hat jede:r Partner:in seinen eigenen aktiven Part entsprechend seines Know-Hows und Kompetenzen und alle bringen sich mit der jeweiligen Expertise ein. „Wir sind froh, dass wir auf so eine Schwarmintelligenz zurückgreifen können, um das bestehende Projekt weiter oder neue, zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln“, schildert Andreas uns die Zusammenarbeit mit den Projektpartner:innen. Neben den eigenen Partner:innen ist das Projekt Bestandteil der Initiative „Hyways for Future“. Einem Projekt mit dem klaren Ziel, Wasserstoff mit klimafreundlicher Energie vor Ort herzustellen und vor Ort zu nutzen. Im Rahmen der ersten Ausschreibungsrunde der HyLand-Förderung als HyPerformer-Region wird die Initiative durch die Nationale Organisation für Wasserstoff mit einer Investitionsförderung gefördert.
Positive Umwelt- und Klimawirkungen von Beginn an
Doch welche positiven Wirkungen und Ergebnisse erzielt das Projekt eigentlich? Wir fragen nach: „Mit unserem Vorhaben erzielen wir in verschiedenen Bereichen, wie erneuerbare Energie, Ressourceneffizient, Schließung von Kreisläufen aber auch in der Schadstoffentlastung, dem Lärm und dem Umweltbewusstsein Ergebnisse und Wirkungen. Für den Standort Bremerhaven ist der Aufbau dieses Wasserstoff-Ökosystems entlang der Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff die Keimzelle für weitere Aktivitäten“, lässt uns der Gesellschafter in die Zukunft des Vorhabens blicken. Mit der Erzeugung von grünem Wasserstoff und der Verwendung im Verkehrssektor, insbesondere im ÖPNV, können laut HY.City.Bremerhaven bis zu 4.200 Tonnen CO2, 11,5 Tonnen Stickstoffoxide (NOX) und 130 kg an Feinstaubemissionen pro Jahr eingespart werden. Ein deutlicher Beitrag zur umweltfreundlichen Mobilität. Gegenüber Verbrennungsmotoren sind die Lärmemissionen von wasserstoffelektrischen Fahrzeugen deutlich geringer, sodass der innerstädtische Lärm um weit mehr als das zehnfache reduziert wird, das gilt insbesondere rund um die Haltestellen der Busse. Durch die offene und für alle zugängliche Wasserstoff-Tankstelle beginnt die positive Umwelt- und Klimawirkung sofort.
Bremer Umweltpreis 2023
HY.City.Bremerhaven ist einer der drei Finalisten des diesjährigen Bremer Umweltpreises. Der vom Netzwerk Umwelt Unternehmen durchgeführte und von der BAB – Die Förderbank ermöglichte Preis zeichnet bereits zum fünften Mal in Folge Unternehmen in Bremen und Bremerhaven aus, die herausragende Produkte, Projekte und Verfahren zur Entlastung von Umwelt und Klima vorweisen können. Für Andreas ist klar: „Wir müssen das Thema Wasserstoff als nachhaltige Lösung weiter publik machen, an die Öffentlichkeit herantragen und so eine Akzeptanz dafür schaffen. Mit unserem Projekt und der Bewerbung für den Bremer Umweltpreis wollen wir das Thema vorantreiben. Die erneuerbaren Energien und auch der Wasserstoff müssen zur Normalität und mit einem positiven Gefühl verbunden werden“, beschreibt uns Andreas seine Motivation zur Bewerbung.
Ob HY.City.Bremerhaven in diesem Jahr den Bremer Umweltpreis gewinnt? Warten wir’s ab! Im Oktober präsentieren die drei Finalisten ihre Projekte vor einer Jury. Im Rahmen der großen Preisverleihung am 6. Oktober 2023 ab 12 Uhr im Theater Bremen werden die Finalisten noch einmal vorgestellt und der Gewinner prämiert. Interessiert an einer Teilnahme? Hier geht es lang zur Anmeldung.
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