16.1.2025 - Jann Raveling

Ein feines Händchen fürs grobe Metall

Wirtschaftsförderung

FSV Technik verarbeitet Feinblech und Stahl für den Anlagen- und Gerätebau

Sergej Martin
Sergej Martin ist Gründer und Geschäftsführer von FSV Technik © Jann Raveling

Was 2013 als Hobby begann, ist heute ein florierender Handwerksbetrieb mit 22 Mitarbeitenden: Mit FSV Technik führt Sergej Martin ein wachsendes Unternehmen in Bremen – und ist stolz auf seine eigene Betriebsstätte. Eine Investition in die Zukunft.

„Eigentlich hatte ich nie vor, mich selbstständig zu machen“ – so beginnt Sergej Martin, wenn er seine Unternehmensgeschichte erzählt. Doch wie so oft im Leben kam alles anders.

Die Anfänge reichen zurück ins Jahr 2013, als der gelernte Anlagenbauer in Stuhr begann, privat für Freunde und Familie kleinere Schweißprojekte umzusetzen. „Jeder braucht mal etwas für den Garten“, erinnert er sich. Sein handwerkliches Talent sprach sich schnell herum, und bald stapelten sich mehr Anfragen, als er bewältigen konnte. „Es wurde immer aufwendiger. Das Material war teuer, und irgendwann konnte ich es nicht mehr kostenlos machen“, erzählt er. Seine Frau Olga, eine Steuerfachangestellte, schlug kurzerhand vor: Warum nicht eine Firma gründen?

Martin startete zunächst nebenberuflich, schrieb gezielt Akquisebriefe an regionale Unternehmen, ließ eine Website erstellen und gewann so seinen ersten Kunden. Nach Feierabend und oft bis tief in die Nacht fertigte er für ihn Aluminium-Absaugkanäle, für die Martin eigens Werkzeugvorrichtungen entwickelte. Schon damals zeichnete sich ab, was ihn bis heute prägt: ein hoher Anspruch an Qualität, ein Sinn für Präzision und eine analytische Denkweise.

Parallel arbeitete er im Hauptjob für große bremische Konzerne in der maritimen Wirtschaft. „Ich habe mir die Strukturen dort angesehen. Habe versucht zu verstehen: Wie ticken Konzerne? Was brauchen Industriekundinnen und -kunden? Wie sind die Unternehmen organisiert? Dieses Wissen war mein Ziel.“

Metalle FSV Technik
FSV Technik hat sich auf die Verarbeitung von Stahl, Edelstahl, Aluminium und Kupfer spezialisiert © Jann Raveling

2016 folgte der entscheidende Schritt: Martin wagte den Sprung in die hauptberufliche Selbstständigkeit. Er mietete eine kleine Halle in Stuhr, baute einen Maschinenpark auf und holte mit seinem Cousin den ersten Mitarbeitenden ins Team. Schon bald wuchs das Unternehmen auf sieben Personen heran. Doch mit der steigenden Zahl an Aufträgen stieß die Halle schnell an ihre Grenzen – ein klares Zeichen, dass es Zeit war, zu expandieren.

Bremen ruft: Der Weg zum eigenen Standort

Auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten wird Sergej Martin in Niedersachsen nicht fündig, passende Hallen für Handwerker:innen sind schwer zu finden. Doch eines Abends, mit dem Laptop auf dem Schoß, stößt er auf die Website der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Dort entdeckt er eine Ausschreibung für Gewerbegrundstücke in der Hansalinie – ein Moment, den er heute als „Glücksgriff“ bezeichnet.

Martin bewirbt sich und erhält den Zuschlag für ein 5.000 Quadratmeter großes Grundstück. Kurz darauf nimmt die BAB – die Förderbank für Bremen und Bremerhaven Kontakt mit ihm auf. „Die Berater:innen haben mich überzeugt, nicht nur das Nötigste zu investieren, sondern gleich einen umfangreichen Maschinenpark anzuschaffen. Allein hätte ich mich das nie getraut, aber im Nachhinein war es genau die richtige Entscheidung“, erinnert er sich.

Am Ende investiert Martin drei Millionen Euro in den neuen Standort. Bis März 2022 entsteht eine 1.500 Quadratmeter große Halle, ausgestattet mit modernster Technik: Abkantpressen, Laser- und Wasserstrahlschneidemaschinen sowie einer eigenen Pulverbeschichtungsanlage. „Mir war es wichtig, eine hohe Fertigungstiefe zu erreichen. Dadurch bleibt die Wertschöpfung im Unternehmen, und wir sind technisch und zeitlich flexibler“, erklärt Martin.

Diese Strategie ist auch eine Lehre aus seiner Zeit bei den großen Konzernen. Ebenso übernahm er die Arbeitsorganisation: Während andere Betriebe mit zwei Dutzend Mitarbeitenden oft noch nach dem Prinzip „Alle machen alles“ arbeiten, hat Martin klare Strukturen geschaffen. Abteilungen wie Akquise/Einkauf, Arbeitsvorbereitung, Entwicklung und Fertigung arbeiten eigenständig, aber digital vernetzt.

Sergej und Olga Martin
Sergej und Olga Martin vor der neuen Halle ihres Unternehmens FSV Technik im Gewerbegebiet Hansalinie. © Jann Raveling

„Ich habe die Material- und Informationsflüsse so optimiert, dass wir deutlich effizienter sind als vergleichbare Betriebe“, sagt er stolz. Dieser Ansatz überzeugt nicht nur Kundinnen und Kunden, sondern beeindruckte auch externe Prüfstellen: FSV Technik ist heute nach ISO 9001, 1090 und 3834 zertifiziert. Mit diesen Qualitäts-, Anlagenbau- und Schweißtechnikstandards kann Martin Produkte für unterschiedlichste Branchen anbieten – von Industrieanlagen bis hin zu spezialisierten Metalllösungen.

Familienbetrieb durch und durch

Kein Wunder, dass viele Kundinnen und Kunden der ersten Stunde Sergej Martin bis heute die Treue halten. FSV Technik hat sich auf die Verarbeitung von Stahl, Edelstahl, Aluminium und Kupfer spezialisiert und fertigt Bauteile exakt nach Wunsch – von handlichen Gehäusen für 3D-Drucker bis hin zu industriellen Kühlbehältern mit mehreren Kubikmetern Volumen.

Und während in der neuen Halle im Gewerbepark Hansalinie Schweißgeräte Funken sprühen, Laser zentimeterdicken Stahl zerschneiden und Abkantpressen brummend Bleche biegen, sitzen im 300 Quadratmeter messenden Büro unter anderem die Konstrukteure, welche kundenspezifische Lösungen erarbeiten und neue Anlagen entwerfen, während Sergej Martin und seine Frau Olga die Geschäfte leiten.

Olga Martin hat inzwischen die Buchhaltung und Betriebsorganisation in Vollzeit übernommen. „Sie hat immer einen akribischen Blick auf die Unternehmensentwicklung“, erzählt Sergej. „Während ich mich manchmal zu sehr für die technischen Details begeistere, sorgt sie dafür, dass wir auch die Auftragslage im Blick behalten. Wir sind ein eingespieltes Team.“ Dabei habe sie ihn auch gelehrt, Verantwortung abzugeben: „Vergangenes Jahr habe ich zum ersten Mal seit der Gründung Urlaub mit der Familie gemacht – und es hat gutgetan“, berichtet er lachend.

Mit Bremer Unterstützung gewachsen

Der Erfolg gibt ihnen Recht: Heute beliefert FSV Technik Kundinnen und Kunden aus ganz Deutschland und der Schweiz. Unterstützt wurde das Unternehmen auf seinem Weg von der BAB. Der Bau einer eigenen Immobilie sowie der Ausbau des Maschinenparks wurde durch die GRW-Förderung ermöglicht.

„Die Berater:innen der BAB sind proaktiv auf mich zugekommen und hatten stets das Wohlergehen des Betriebs im Blick. Das habe ich sehr geschätzt“, lobt Martin die Zusammenarbeit. Die GRW-Investitionsförderung, die zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse bereitstellt, unterstützt Unternehmen bei Erweiterungen, Modernisierungen oder Umweltschutzprojekten mit einem Investitionsvolumen von mindestens 100.000 Euro. Ziel ist es, Risiken abzumildern, Investitionen anzustoßen, deren Finanzierung zu ermöglichen und Arbeitsplätze in Bremen zu schaffen und zu sichern.

Auch künftig setzt Sergej Martin auf Wachstum. „Viele Unternehmer:innen kennen das: Egal wie groß man baut, sobald alles fertig ist, merkt man, dass es doch zu klein war“, sagt er schmunzelnd. Doch in der Hansalinie sei das kein Problem: Sein Grundstück biete ausreichend Platzreserven für alle zukünftigen Anforderungen.

Haben Sie Interesse an einer Investitionsförderung für die gewerbliche Wirtschaft? Dann melden Sie sich bei Stephan Limberg: stephan.limberg@bab-bremen.de

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