Fahrzeughersteller ENGINIUS auf der Überholspur
UmweltinnovationenFahrzeuge für einen klimaneutralen Lastverkehr made in Bremen
Leise, emissionsfrei und frei von schädlichen Abgasen rollen die 27-Tonnen schweren Müllwagen von ENGINIUS durch Wohngebiete mittlerweile in ganz Deutschland. Kommunalbetriebe in Städten wie Berlin, Hannover oder im Ruhrgebiet haben bereits auf den klimaneutralen Lastverkehr umgesattelt und betreiben seit einiger Zeit ihre LKW mit Wasserstoff.
Für Thorsten Baumeister ist das gasförmige Element zukunftsweisend. Im Jahr 2019 stieg er als Chief Operating Officer (COO) bei FAUN ein, einem Kommunalfahrzeughersteller mit Produktionssitz in Osterholz-Scharmbeck. Im Jahr produziert das Unternehmen 1.600 Müllfahrzeuge: Eine gute Ausgangslage für ENGINIUS, um die Energiewende aktiv mitzugestalten. Im Bremer Werk in Osterholz hat das junge Unternehmen im vergangenen Jahr ca. 80 Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb produziert und auf die Straße gebracht. Bis zum Ende dieses Jahrs sollen rund 150 Fahrzeuge im Einsatz sein.
Wachsende Nachfrage nach klima- und umweltfreundlichem Verkehr
„Die Herausforderungen hinsichtlich des Klima- und Umweltschutzes werden von Jahr zu Jahr größer. Daher arbeitet FAUN seit über 15 Jahren an alternativen Antriebssystemen für Kommunalfahrzeuge“, erzählt uns Thorsten Baumeister die Entstehungsgeschichte des klimafreundlichen Fahrzeugherstellers. Die Nachfrage nach alternativen Antrieben für den klimaneutralen Lastverkehr und damit verbunden die emissionsfreien Fahrzeuge gerade für den urbanen Raum wächst stetig. „Wir haben die aktuellen Entwicklungen zum Anlass genommen, um auch den Bereich der Kommunalbetriebe klimaneutraler zu gestalten“, so Baumeister. „Dank einer Kombination aus einem 16 Kilogramm Wasserstoffstank und einer Elektrobatterie schaffen die Fahrzeuge problemlos einen Tag Betriebseinsatz mit 200 – 300 km je nach Fahrprofil im Abfallsammeleinsatz.“ In der 4.000-Quadratmeter-Halle am Bremer Kreuz stehen zu jeder Zeit ein halbes Dutzend Lkw in verschiedenen Baustadien. Hier werden in das fertig angelieferte Fahrgestell alle Komponenten eingebaut, die ein Wasserstofffahrzeug braucht: die Hochdrucktanks, die Brennstoffzellen, eine Pufferbatterie sowie jede Menge intelligenter Steuerungstechnik.
Auf Erfolgen erfolgreich aufbauen
Nach jahrelanger Forschung und Entwicklung konnte 2018 der erste Erfolg verzeichnet werden: Mit der Vorstellung des ersten Produktes, dem BLUEPOWER, wurde ein Fahrgestell entwickelt, das auf Batterie-/Wasserstoff-Brennzellen basiert und primär in der Abfallsammlung eingesetzt wird. Ein großer Meilenstein, der nicht der letzte sein sollte. Um die Entwicklung und Aktivitäten hinsichtlich der alternativen Antriebe zu bündeln, gründete FAUN im Mai 2022 die ENGINIUS GmbH, deren CEO Thorsten Baumeister seit 2023 ist. Nach dem Erfolg des BLUEPOWER plant ENGINIUS jetzt ein neues Produkt als Beitrag zum klimaneutralen Lastverkehr: Der CITYPOWER ist als 16 Tonnen Fahrgestell für den Verteilerverkehr gedacht. Zum Erfolg des CITYPOWER tragen innovative Bausteine wie ein neues Design des Gehäuses für die einzelnen Komponenten oder eine Neugestaltung der Software bei. Mit 32 kg Wasserstoff sind Strecken bis 500 km möglich.
Doch bei der Entwicklung der Fahrzeuge ist ENGINIUS nicht allein: Neben den internen Partnerinnen und Partnern der FAUN Gruppe bestand eine enge Kooperation mit Daimler Trucks, die das Fahrzeuggestell für die Wasserstoff-LKW herstellen und liefern.
Mittlerweile arbeiten rund 100 Mitarbeitende im Bremer Werk. Fachkräfte für die Montage und Ingenieurinnen und Ingenieure, die für die Weiterentwicklung der Technologie verantwortlich sind, fertigen täglich aus verschiedenen Bauteilen die individuell zusammengesetzten Brennstoffzellen und montieren diese mit weiteren Komponenten am Gleiter zu einem fertigen LKW. „Wir sind stolz darauf, dass wir in unserem Werk so viele unterschiedliche Gewerke beisammenhaben. Durch die Fokussierung der Belegschaft auf den Bereich der alternativen Antriebe konnten wir die Motivation deutlich erhöhen. Wir freuen uns, dass wir gemeinsam etwas für die Zukunft schaffen“, fasst Thorsten Baumeister die kollegiale Zusammenarbeit im Unternehmen zusammen.
Europaweit emissionsfrei unterwegs
Die Arbeiten und Bemühungen der Mitarbeitenden zahlen sich aus: 150 kg CO2 werden pro Tag pro Fahrzeug eingespart. Dies entspricht über die Lebensdauer eines Fahrzeugs hochgerechnet 300 Tonnen CO2-Einsparung. „Unsere Fahrzeuge sind sehr leise und stoßen nur wenige Emissionen aus. Die einzige Emissionsgröße ist der Reifenabrieb“, erklärt uns Thorsten. Beim CITYPOWER handelt es sich laut ENGINIUS um eine technische Umweltinnovation, die konkret auf den Mobilitätssektor auszahlt. Das Unternehmen möchte mit dem neuen Produkt die klimafreundliche Verkehrswende aktiv mitgestalten. Wie das gelingt? „Während der Fahrt werden keine Treibhausgase emittiert. Wenn dann auch noch der Wasserstoff und Strom aus erneuerbaren Energien, also als grüne Energieträger, gewonnen werden, werden entsprechend auch in der Vorkette keine Treibhausgase emittiert. Uns ist es ebenso wichtig, dass wir am Ende der Nutzungsdauer der Batterie diese recyceln. Glücklicherweise übernimmt dies in unserem Fall der Hersteller“, klärt uns der CEO über die positiven Umweltwirkungen auf. „So leisten wir unseren Beitrag für Klima und Umweltschutz. Durch die Nutzung der CITYPOWER Fahrzeuge dämmen wir sowohl die Lärmbelästigung als auch die Luftverschmutzung ein“, schließt Thorsten die Frage.
Pionier für klimaneutralen Lastverkehr mit europaweiter Typengenehmigung
Im Zuge der steigenden Nachfrage nach Wasserstoff und der zukünftigen Entwicklungen ist eines klar: Die Herstellung von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen in Norddeutschland stellt eine Besonderheit dar. Ein klimaneutrales Fahrzeug zu besitzen und zu benutzen wird in Zukunft für viele Kundinnen und Kunden ein großer Nutzen sein. Durch das emissionsfreie Fahren wird so leicht ein großer Beitrag zur Klimaneutralität geleistet. Durch das hohe Entwicklungsniveau von ENGINIUS können Innovationen noch schneller vorangetrieben und gleichzeitig die Produktqualität gehalten und erhöht werden. Was ENGINIUS vom Wettbewerb unterscheidet? „Mit ENGINIUS sind wir der erste Hersteller von wasserstoffangetriebenen Fahrzeugen, die eine europaweite Typengenehmigung für schwere Nutzfahrzeuge erhalten hat. Dieses gilt für alle verkauften Fahrzeuge, sodass man nicht für jedes einzelne Modell eine eigene Zulassung benötigt.“, sagt Thorsten Baumeister. Ein Vorteil, denn dies bietet den Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, die Fahrzeuge ohne weitere Auflagen nutzen zu können. Mit diesen und weiteren Alleinstellungsmerkmalen bezeichnet sich ENGINIUS als Pionier im Bereich des klimaneutralen Lastverkehrs.
Bremer Umweltpreis 2023
In den letzten Monaten hat das junge Unternehmen großartiges geleistet und die Serienproduktion am Standort Bremen hochgefahren. „Wir leisten mit unserer Produktion einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität für unsere Kundinnen und Kunden und die Bevölkerung hier und im Umland. Wir möchten das Thema Wasserstoff weiter publik machen und erreichen, dass zukünftig noch mehr BLUEPOWER und dann auch CITYPOWER über die Straßen Deutschlands und auch Europas fahren. Aus diesem Grund haben wir uns für den Bremer Umweltpreis beworben“, erzählt uns Thorsten von seiner Motivation zur Bewerbung.
Ob ENGINIUS in diesem Jahr den Bremer Umweltpreis gewinnt? Warten wir’s ab! Im Oktober präsentieren die drei Finalisten ihre Projekte vor einer Jury. Im Rahmen der großen Preisverleihung am 6. Oktober 2023 ab 12 Uhr im Theater Bremen werden die Finalisten noch einmal vorgestellt und der Gewinner prämiert. Interessiert an einer Teilnahme? Hier geht es lang zur Anmeldung.
Sie möchten mehr über den Bremer Umweltpreis erfahren? Hier finden Sie alle Informationen.
Erfolgsgeschichten
Bremen hat schon einige spannende Start-ups hervorgebracht. Auf der Suche nach einer Wachstumsfinanzierung von professionell geführten Risikokapitalfonds wurden sie in der Vergangenheit nur außerhalb Bremens fündig. Dies ändert sich nun, denn das Investmentunternehmen Capnamic hat jetzt das First Closing des ersten Bremer Venture Capital-Fonds für Risikokapital umgesetzt.
Zur PressemitteilungUm die Klimaneutralität zu schaffen, müssen wir weg von fossilen Rohstoffen hin zu nachwachsenden Rohstoffen. Unternehmen in Bremen haben bereits Projekte oder gar Produkte auf den Markt gebracht, die dieses Ziel unterstützen. Was genau dahinter steckt.
Zum ArtikelDer Arzneimittelverbrauch in Deutschland steigt stetig an. Der Körper baut diese Arzneien nicht komplett ab, tatsächlich gelangt ein Großteil der Wirkstoffe über das Abwasser wieder in den Wasserkreislauf zurück. Wie sich Arzneimittelrückstände im Abwasser entfernen lassen, damit beschäftigen sich gleich drei Bremer Umweltinnovationsprojekte. Die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft Kathrin Moosdorf hat sie heute (26. April 2024) im Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien (UFT) an der Universität Bremen besucht.
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